Erfurter Schachfestival mit Jubiläum

Verfasst von Wolfgang Gerard am . Veröffentlicht in Thüringen

Bereits zum 25. Male wurde das Erfurter Schachfestival (26.-30. Dezember 2015) ausgetragen, zum 4. Male war der ESV Lok Sömmerda der Veranstalter, zum 5. Male Daniel Wanzek der Turnierdirektor. Hatte sich in den letzten Jahren die Teilnehmerzahl erheblich gesteigert, musste diesmal bereits drei Wochen vor dem Start „ausgebucht“ gemeldet werden, am Ende neuer Teilnehmerrekord 429. Thüringer waren mit 25 % Anteil dabei. Spieler aus 17 Ländern nahmen teil.

Im Meisterturnier (Elo/DWZ >1900) gab es 165 Teilnehmer. Darunter waren 34 Titelträger, u.a. neun Kader des Deutschen Schachbundes, dabei drei Nationalspielerinnen. Da die Spitze immer eng zusammen blieb, konnten in jeder Runde spannende und interessante Partien verfolgt werden. Am Ende siegte der bulgarische Großmeister Boris Chatalbashev (SV Würselen) mit 6,5 Punkten nach Wertung vor dem 18-jährigen IM Jonas Lampert und IM Georgius Souleidis (beide Hamburger SK). In Abwesenheit der Spitzenspieler des ThSB konnte auch kein Thüringer entscheidend in die Vergabe des Turniersiegs eingreifen. Die beste Platzierung erreichte mit Rang 20 und 5,0 Punkten FM Willi Skibbe, der allerdings für den SSC Rostock spielt. Auf die gleiche Punktzahl und Rang 43 brachte es der Vorjahressieger des Hauptturniers Christian Klaus (SV Breitenworbis, 2 Siege, 6 Remis) und das Nachwuchstalent vom ESV Gera Tim Hoffmann (3 Siege, 4 Remis, 1 Niederlage) mit Rang 45. Harald Maiwald (TSG Apolda) spielte lange Zeit stark, kam auf 4,5/6 und verspielte erst mit zwei Niederlagen zum Schluss eine bessere Platzierung, so Platz 47. Ebenfalls über 50% (4,5 Punkte) blieben 51. Tobias Hellwig (Schott Jena/SV Sangerhausen), 55. Huy Dat Nguyen (15 Jahre, Medizin Erfurt), 56. Marko Sauer (SG Arnstadt-Stadtilm) und 59. Timo Greiner (Thuringia Königsee). Die Kaderspieler Alina Zahl (U17) und Moritz Weishäutel (U11), beide vom SV Empor Erfurt konnten ihre DWZ sowie ihre Vorjahresplatzierung verbessern. Ob sie damit selbst zufrieden sind? Alina Zahn startete mit 1 aus 3, erspielte dann vier Remis und konnte erst in der letzten Runde ihr Punktekonto ausgleichen: Rang 88 mit 4,0. Moritz Weishäutel startete vielversprechend mit 2 aus 3. Drei Niederlagen in den Runden 5-7 warfen ihn aber zurück: Rang 98 mit 3,5.

Im Hauptturnier (DWZ <1900) mit 132 Teilnehmern gab es erstmals zwei Sieger. Vladimir Modric (SC König Nied) und Alexander Lubbe (Hagener SV) erreichten bei gleicher Wertung 6,5 Punkte. Aufeinander trafen sie nicht, hatten sich schon zeitig mehrere Unentschieden geleistet, stürmten dann von hinten in die Spitze, die sich vorher gegenseitig aufgerieben hatte, und brauchten so erst in der Schlussrunde gegen Führende anzutreten. Taktik oder Zufall? Bester Thüringer wurde Hilmar Schwarz (vereinslos, Eisenach), der lange die Führung inne hatte, und Platz 4, gleichzeitig bester Senior des Feldes, belegte. Ebenfalls auf 6,0 Punkte und die Plätze 7 bzw. 8 kamen Florian Jung (Jenapharm Jena) und Marco Siebarth (Blau-Weiß Stadtilm). 5,0 Punkte erreichten: 16. Matthias Sack (SV Hermsdorf), 18. Jonas Mann (Zweitbester U18), 22. Maik Schröter (beide Blau-Weiß Stadtilm), 24. Frank Möller (Thuringia Königsee), 28. Dr. Stephan-Jörg Hilbert (SV Liebschwitz) und 31. Sebastian Werner (SG Burgtonna). Mit 4,5 Punkten kamen noch über die 50 %: 41. Detlef Siegl (TSG Apolda), 42. Daniel Schmidt (Blau-Weiß Stadtilm, 49. Heino Sunderbrink (Medizin Erfurt), 50. Stefan Schlick (SC Gotha), 52. Tom Dittrich (Blau-Weiß Stadtilm), 53. Phillipp Thon (SV Ammern), 56. Phillip Schulz (SV Hermsdorf).

Im Amateurturnier (DWZ <1600) mit 94 Teilnehmern tummelten sich die Generationen, so der jüngste Teilnehmer mit 7 Jahren, die älteste Teilnehmerin mit 89 Jahren. 46 Jugendliche U16 waren dabei, wie auch 14 Senioren. Auch der Anteil der Teilnehmerinnen mit 20 war mehr als überdurchschnittlich. Die Spitze war voll in Thüringer Hand. Mit 6,0 aus 7 siegte der 10-jährige Momchil Kosev (Erfurter SK) vor dem punktgleichen Dr. Wolfgang Rasch (Lok Meiningen). Platz 3 und 4 gingen mit je 5,5 Punkten an Lars Bodenstein (vereinslos, Erfurt) und Wolfgang Brandt (Ilmenauer SV). Alle Vier blieben ungeschlagen. Unter den folgenden Fünfpunktern kamen Moritz Mann (Einheit Worbis) auf Platz 8, Franc Wiegand (KingsClub Jena) auf Platz 9 und Götz Böhm (Empor Erfurt) auf Platz 10 ein. 4,5 Punkten brachten folgende Plätze ein: 14. Jörg Schmidt (Blau-Weiß Stadtilm), 15. Franz Keller (USV Erfurt), Lukas Rapp (Blau-Weiß Stadtilm), Victoria Wagner (drittbeste Teilnehmerin, Erfurter SK), 19. Robert Gloria, 21. Sören Peters (beide USV Erfurt). Über 50 % kamen mit 4,0 Punkten noch: 29. Ivica Braskin, 32. Michael Strützel (beide USV Erfurt), 35. Paul Seinsoth (Erfurter SK), 39. Ricky Herrling (USV Erfurt) und 40. Julius Dittrich (SV Breitenworbis).

Auch das nur fünfrundige Seniorenturnier (Jg. 1955 und älter) ist weiter auf 38 Teilnehmer gewachsen. Hier setzte sich der Vorjahressieger Günter Weidlich (SV Dresden-Leuben) mit 4,5 Punkten sicher durch. Um die vorderen Plätze konnten die Thüringer nicht mitspielen. Im Gegenteil, 2,5 Punkte und exakt 50% war die Maximalausbeute. Auf diese kamen 15. Helmut Eiert (Erfurter SK), 17. Uwe Schulz (Schott Jena), 19. Dr. Günter Lüders (TSV Benshausen) und Roland Töpfer (Lok Sömmerda).

Als Rahmenveranstaltungen wurden wieder Skat, Würfelblitzschach und Doppelkopf angeboten. Diese wurden gut angenommen und die Ersten mit Preisen bedacht. Fritz Hoffmann (Weißenfels), der über 15 Jahre die Rochade Thüringen mit seinen Problem-Episoden begleitete, hatte zum Jubiläumsturnier einen Problemgruß komponiert und zugesandt. An der Lösung dieses Zweizügers beteiligten sich gut 50 Teilnehmer. Die Löser erhielten einen Schachkalender 2016 mit Karikaturen. Auch gab es wieder zu jeder Runde Sonderpreise und tägliche Verlosungen. Jeder erhielt wie in den letzten Jahren ebenfalls einen persönlichen Kugelschreiber. EuroChess bot wiederholt einen gut frequentierten Schachverkaufsstand.

Das diesmal erweiterte Schiedsrichterkollektiv hatte nur auf wenige kleine Probleme zu reagieren. Diese wurden sachlich geklärt. Kurzzeitig hatte auch das Orgteam technische Probleme zu beheben. Dies geschah völlig unbemerkt von den Teilnehmern.

Das Hotel bot den gewohnt guten Service. Für Mittag- und Abendessen gab es ein preisgünstiges Angebot für Schachspieler. Zur täglichen Happy Hour wurden diverse Getränke verbilligt gereicht.

Dank gilt auch den Teilnehmern, die einen fairen Ablauf ermöglichten, Organisation und Schiedsrichtern nur wenig Aufgaben bescherten und bei kritischen Partiephasen wie Zeitkontrollen hilfreich zur Seite standen.

Die Ranglisten, Rundenpaarungen, Fortschrittstabellen, DWZ-Auswertungen sowie Berichte, Fotos und Videos von den Turnieren und eine Vielzahl Partien finden sich unter www.erfurter-schachfestival.de

Das 26. Erfurter Schachfestival wird im gewohnten Zeitraum vom 26. bis .30. Dezember 2016 stattfinden.

Drucken